Samstag, 19. September 2009

Packing Books in Boxes

Wohnungssuche ist und bleibt grausam.

Das ist eine Sache, die jeden betrifft, der umzieht, vorausgesetzt man kann sich den Umzug leisten. Dann möchte man aber auch die größte Wohnung. Kann man sich die leisten, dann will man auch den Balkon dazu. Kann man sich den leisten will man einen Südbalkon. Kann man sich den wiederum leisten, will man einen großen Südbalkon, und dann will man eigentlich eher schon eine große Südterrasse oder ein Dach oder irgendetwas, das mittendrin, aber leise ist und trotzdem groß und wo die Wände dick sind und der Wasserhahn nicht verstopft und keinen Kachelofen-, sondern Fußbodenheizung und und und.

Die Suche nach der perfekten Wohnung ist wie die Suche nach dem perfekten Lebenspartner. Und wenn dann noch Mitbewohner ins Spiel kommen - oh mei.

Dann muss es die perfekte Wohnung mit Leuten sein, die deinen Humor teilen, deine Ticks. Nicht zu unordentlich - dann fühlt man sich als wär man der Einzige der putzt. Nicht zu ordentlich - dann fühlt man sie als wär man der Einzige der nicht putzt. Nicht zu anhänglich, aber auch nicht zu distanziert. Nicht zu stumm, nicht zu laut, nicht mit dem falschen Musikgeschmack, aber auch nicht mit dem zu richtigen, weil Tag ein Tag aus das Gleiche hören ist schließlich auch beschissen.

Man möchte nicht mit den besten Freunden zusammenwohnen, weil deren Ticks können einem richtig schnell, richtig auf die Nerven gehen und man weiß, dass es andersherum ja auch nicht anders ist. Aber zu fremd ist auch dumm, es sei denn man lernt sich über ein Abendbier dann besser kennen. Aber wenn nicht, dann halt nicht und dann sitzt man da. Mit seinem Nachbar von hier.
Man möchte mit keinem zusammenwohnen, der rund um die Uhr zu Hause sitzt, mit keinem, der nie zu Hause ist.
Tiere sind ja in Ordnung, solange sie nicht auffallen und man sie nur ab und zu streicheln und kraulen muss - sofern man selber will.

Die Suche nach dem perfekten Mitbewohnern ist das, was eine WG-Suche so atemberaubend scheiße macht.

Denn man selber ist ja der Suchende, und die anderen können sich in Ruhe einen aussuchen. Bei einer Wohnungssuche ist es wie bei einem Vorstellungsgespräch.
In meinem Kopf schwirrt schon eine Liste, mit Dingen, die ich auf keinen Fall machen sollte - oder auf jeden Fall:
Nicht zu früh gehen, nicht zu lange bleiben. Nett sein, aber nicht dieses Höflichkeitsgrinsen, dass sich einfach dauerhaft auf deinem Gesicht fest setzt und von dem du weißt, dass es nach einer halben Stunde nur noch angestrengt wirkt. Aber du lächelst und lächelst. Und fühlst dich debil dabei.
Nicht zu still sein, Fragen stellen, aber wenn möglich nicht: "Und was machst du so?"
Nach Interessen und Hobbys fragen, aber es auf keinen Fall: "Hobby" oder "Interesse" nennen. Dann kommt nämlich immer die übliche Liste von "Och, ich geh gern weg." oder "Ich fang jetzt an diese Sprache zu lernen" oder "Ich reise gerne" oder der Klassiker: "Ich spiele Violine." Dazu fällt mir dann nämlich immer nur eine Antwort ein: "Oh, cool." Und dann kommt diese kleine Stille, dieser kleine Moment, wo du denkst... "Scheiße, Thema, Thema, Thema!"

Nicht zu vergessen die oberste Regel, die Regel, die ungefähr so ist wie die Kicherschleife bei Coupling, the giggle loop.
Nur, dass es bei der Wohnungssuche heißt: "Nicht verkrampfen!" und während ich denke: "nicht verkrampft, nicht verkrampft.", merke ich wie meine übereinandergeschlagenen Beine sich praktisch ineinander verhaken und meine Finger in den Sitz meines Stuhls krallen.

Wie gesagt, es ist wie bei allen großen Dingen im Leben: Job, Liebe.
Und wenn man dort in seinen tiefsten Stunden denkt: Ich werde mit 30 alleine auf dem Sofa sitzen und Telenovelas schauen. Dann fragt man sich jetzt: Ja, auf welchem Sofa denn?
Schließlich werde ich nun mit 20 einsam unter der Brücke schlafen.

Gott, ich hasse diesen Zirkus.

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