Montag, 18. August 2008

Ein Discours über Wohnungen und ihre Suchenden

Ich möchte meinen letzten Beitrag noch etwas elaborieren.
Elaborieren ist ein Wort, das in meine höchst wissenschaftliche Behandlung des Wortes Fuck und was es Ausdrücken möchte, passt. Danke.

Der Grund für diesen Ausbruch von Emotionen ist leicht zu finden.

Nehmen wir Person A, die sich seit geraumer Zeit an Ort B aufhält.
Person A such eine Wohnung in B, genau wie die Personen B-Z und Ä,Ö.
Die Person Ü hat sich überlegt, dass sie lieber noch ein Jahr zu Hause wohnt und dann mal weiter schaut. Vielleicht zieht sie dann mit einem Freund zusammen. Sprich ist fein raus aus dem Vorgang, den ich jetzt beschreiben möchte.
Auch Ä und Ö sind unversehrt von den Dingen, die Person A zu schaffen machen. Ä und Ö haben reiche Eltern und/oder ein sicheres (hohes) Einkommen. Ä und Ö können sich beide eine Wohnung leisten und zusammmen schön viele Kinder machen, soweit es die Karriere zulässt.
Schön viele Kinder mit Sommersprossen, die bekannt sein werden unter dem Namen Punkt-brigarde.

Aber das ist eine andere Geschichte. Kümmern wir uns lieber über die Personen B-Z und ihr Verhältnis zu Person A.
Sie suchen alle das Selbe, nicht mal das Gleiche, nein, das Selbe: Eine Wohnung.
Durch mein durchaus subtiles Herausheben des Wortes: "das Selbe" lässt sich leicht schließen, was auch tatsächlich der Fall ist.
Das Selbe im Suchen führt zum Selben im Finden. Sprich Person A befindet sich im Wettstreit mit den Personen B bis Z, um eine möglichst billige Wohnung, möglichst groß, in einer möglichst schönen Lage... und ähm zur möglichst gleichen Zeit.

Und das ist kräftezehrend. Viele Menschen beklagen sich über die anstrengenden Bedingungen auf dem Heiratsmarkt oder dessen Vorstufen. Nehmt diesen Druck des Gefallens, des "Ich bin der Richtige/die Richtige für dich", des "Ich will mein Leben oder wenigstens die nächsten paar Jahre mit dir verbringen" und bündelt ihn zu einem täglichen Event der Wohnungssuche.

Normalerweise wäre dieser Stress auf beide Seiten gleich verteilt. Schließlich dringt man durch die Wohnungsbesichtigung in den natürlichen Lebensraum des Anderen ein, analysiert ihn im gleichen Maße, wie er dich abzuschätzen versucht. Aber dadurch, dass neben A auch noch B und C und D und E und... eine Wohnung suchen, sieht sich der Wohnungsgebende in der Position des Hahn im Korbs (Im Sprachraum der Jugendlichen des 21. Jahrhunderts, fällt auch mal der Begriff "Pimp").

Jedenfalls verändert sich durch die übermäßige Steigerung der Nachfrage bei einem gleichbleibenden Angebot das Gefüge des natürlichen Gebens und Nehmens.
Es entsteht eine Kluft zwischen der Klasse der Anbietenden und der des Suchenden.
Während die kleine Minderheit der Besitzenden sich von der breiten Masse nimmt, wen sie mag; bleibt dieser Schicht nur das Hoffen auf eine Zusage.
Der Druck nimmt bei jeder Wohnung zu, was dazu führt, dass sich immer mehr Suchende zu einem Bund zusammenschließen, um selbst in die Klasse der Besitzenden aufzusteigen.
Aber auch das ist nicht so leicht, denn das Kapital einer Kaution für eine ganze Wohnung muss erstmals aufgetrieben sein.

Was bleibt ist also eine ausgebeutete Masse von Suchenden, die sowohl physisch als auch insbesondere psychisch angegriffen, sich buchstäblich die Klinke in die Hand gibt.
Und kein Hauch von Verbesserung ist in Sicht, was den armen Suchenden an den Rand der Existenzangst treiben kann.

Was will ich also damit sagen?
Dass ich verdammte scheiße noch immer keine Wohnung habe und ich mittlerweile mit genügend Leuten gesprochen habe, denen es genauso geht.
Man steht mehr vor den Wohnungstüren, als in den Wohnungen an sich. Adressen und Telefonnummern werden ausgetauscht; man wünscht sich Glück.

Ja sage mal, wo bin ich hier eigentlich gelandet?

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