Dienstag, 26. August 2008

Resüme

Keines der Wörter im Französischunterricht hat mich so verzweifeln lassen wie das Wort Resüme oder besser die französische Variante, die ich glaube ich immer noch nicht richtig schreiben kann. Ein oder zwei E's am Ende? Kein Plan.

Es hat ewig gedauert bis ich im deutschen irgendwann eine richtige Zusammenfassung schreiben konnte und bei den Aufgaben, wo man eigentlich nur die wichtigsten Stellen unterstreichen musste, habe ich immer gnadenlos schlecht abgeschnitten.
Ich weiß nicht, das Wesentliche war doch immer irgendwie klar? Ich habe diese Aufgaben nie verstanden und dann noch in einer anderen Sprache, wo ich mich von einer bekannten Vokabel zur nächsten hangeln musste? Unmöglich.

Ich erkläre das, um die Fehlerhaftigkeit dieses Blogeintrags schon im Vorfeld klarzustellen. Ein Resüme für dieses ersten Monat. Und da fängt es auch schon an. Noch nicht mal ganz ein Monat ist vergangen, aber ich taufe es einfach mal so. Der erste Abschnitt ist überstanden. Das Kennenlernen, Beschnuppern, mit der neuen Stadt und die Wohnungssuche sind abgeschlossen.

Ich hab ein neues Zuhause.

Nicht nur der Klang der Wörter, sondern deren wirklicher Inhalt sind mir gestern erst klar geworden. Ausziehen wird zunächst devinitiv überschätzt. Die ersten Wochen waren wirklich entspannend - bis auf das nervenaufreibende wo wohne ich nächsten Monat, aber das habe ich ja schon breit erklärt - Ich habe mir gedacht: "Uh, wow" um diese kleinen Ortswechsel wird so ein Wirbel gemacht? Natürlich habe ich ein paar meiner Freunde vermisst, aber es waren überraschend wenige, an die meisten erinnert man sich nur in bestimmten Situationen.
Der Umzug von Meerbusch nach Berlin war einfacher, als der Umzug von Düsseldorf nach Meerbusch.

Kann daran liegen, dass es diesmal meine eigene Entscheidung war, dass ich mich wirklich wohl in dieser Stadt mit den tausend Altbauwohnungen fühle, kann auch daran liegen, dass es zunächst mehr ein Urlaubsgefühl war. Bis gestern.

Es ist seltsam, wenn man daran denkt, dass man nie wieder bei seinen Eltern wohnen wird. Nie, nie wieder. (Außer es läuft alles ganz mies und so, ich habe in einem Magazin von einem 30-jährigen gelesen, der wegen einer kaputten Ehe für ein Jahr wieder bei seinen Eltern gelebt hat. Das ist nicht ganz mein angestrebtes Ziel, seins war's glaube ich aber auch nicht.)
Jedenfalls auf dem Stand des Wissens von heute: Nie, nie, nie wieder. Das Zuhause existiert nicht mehr. Jedenfalls nicht über den Urlaub heraus. Schon komisch, ich habe mich nie gefragt, warum meine Mutter so oft nach Pappellau zu meinen Großeltern fährt und mein Vater eine eher lockere Bindung zu seiner Mutter hat.
Über so was denkt man ja auch nicht besonders nach, so ist das einfach.
Jetzt fang ich an zu verstehen. Ihre Eltern wohnen noch in ihrem Zuhause, seine Mutter ist mittlerweile des öfteren umgezogen, wie auch in seiner Kindheit, sein Zuhause hat er sich selber neu aufgebaut.

Ich hab in meiner höchst sensiblen Phase als Elfjährige oder so nach meinem damaligen Umzug einmal ein Bild gemalt. So sensibel, war ich damals, sodass jeder Psychater über die klare Verbildlichung meiner Gefühlswelt stolz gewesen wäre. Da war auf der einen Seite Berlin auf der anderen Seite Düsseldorf und in der Mitte einfach ein Loch. Und zwischen diesen beiden Städten schwebte dann ein Mädchen. Man muss nichtmal Hobbypsychologe sein, um zu verstehen was ich mit diesem Bild meinte. Zu dem Zeitpunkt auf dem Bild schwebte das Mädchen ein bisschen näher bei Berlin. Es muss ein paar Monate nach dem Umzug gemalt worden sein und ein paar Monate später stolperte ich noch einmal drüber. Hab mir da gedacht, jetzt bist du schon näher an Düsseldorf ran.
Jedenfalls erzähle ich diese ergreifende Anekdote weil dieses Bild schon eine passende Metapher für solche Umzüge sind und langsam begreife ich, dass ich wiedermal in einem Dazwischen bin.
Aber es ist kein schlechtes Gefühl, es ist eher eine erwartungsvolle Ungewissheit.

Mit allem was dazugehört.

Samstag, 23. August 2008

Oh Freude, Oh Glück, Oh Heiterkeit

Es ist Samstagabend.
Samstagabend, eigentlich ein Synonym für Spaß, Freude, Ausgelassenheit, Heiterkeit... oder auf Saufen und Feiern.
Bei vielen, muss ich ja immer hinzufügen. Man will ja nicht verallgemeinern.

Also Samstagabend! Samstagabend!
Und was mache ich an diesem wundertollen Samstagabend?! In einer Metropole zudem noch!

Ich warte darauf, dass ein Hühnchen auftaut.

Montag, 18. August 2008

Ein Discours über Wohnungen und ihre Suchenden

Ich möchte meinen letzten Beitrag noch etwas elaborieren.
Elaborieren ist ein Wort, das in meine höchst wissenschaftliche Behandlung des Wortes Fuck und was es Ausdrücken möchte, passt. Danke.

Der Grund für diesen Ausbruch von Emotionen ist leicht zu finden.

Nehmen wir Person A, die sich seit geraumer Zeit an Ort B aufhält.
Person A such eine Wohnung in B, genau wie die Personen B-Z und Ä,Ö.
Die Person Ü hat sich überlegt, dass sie lieber noch ein Jahr zu Hause wohnt und dann mal weiter schaut. Vielleicht zieht sie dann mit einem Freund zusammen. Sprich ist fein raus aus dem Vorgang, den ich jetzt beschreiben möchte.
Auch Ä und Ö sind unversehrt von den Dingen, die Person A zu schaffen machen. Ä und Ö haben reiche Eltern und/oder ein sicheres (hohes) Einkommen. Ä und Ö können sich beide eine Wohnung leisten und zusammmen schön viele Kinder machen, soweit es die Karriere zulässt.
Schön viele Kinder mit Sommersprossen, die bekannt sein werden unter dem Namen Punkt-brigarde.

Aber das ist eine andere Geschichte. Kümmern wir uns lieber über die Personen B-Z und ihr Verhältnis zu Person A.
Sie suchen alle das Selbe, nicht mal das Gleiche, nein, das Selbe: Eine Wohnung.
Durch mein durchaus subtiles Herausheben des Wortes: "das Selbe" lässt sich leicht schließen, was auch tatsächlich der Fall ist.
Das Selbe im Suchen führt zum Selben im Finden. Sprich Person A befindet sich im Wettstreit mit den Personen B bis Z, um eine möglichst billige Wohnung, möglichst groß, in einer möglichst schönen Lage... und ähm zur möglichst gleichen Zeit.

Und das ist kräftezehrend. Viele Menschen beklagen sich über die anstrengenden Bedingungen auf dem Heiratsmarkt oder dessen Vorstufen. Nehmt diesen Druck des Gefallens, des "Ich bin der Richtige/die Richtige für dich", des "Ich will mein Leben oder wenigstens die nächsten paar Jahre mit dir verbringen" und bündelt ihn zu einem täglichen Event der Wohnungssuche.

Normalerweise wäre dieser Stress auf beide Seiten gleich verteilt. Schließlich dringt man durch die Wohnungsbesichtigung in den natürlichen Lebensraum des Anderen ein, analysiert ihn im gleichen Maße, wie er dich abzuschätzen versucht. Aber dadurch, dass neben A auch noch B und C und D und E und... eine Wohnung suchen, sieht sich der Wohnungsgebende in der Position des Hahn im Korbs (Im Sprachraum der Jugendlichen des 21. Jahrhunderts, fällt auch mal der Begriff "Pimp").

Jedenfalls verändert sich durch die übermäßige Steigerung der Nachfrage bei einem gleichbleibenden Angebot das Gefüge des natürlichen Gebens und Nehmens.
Es entsteht eine Kluft zwischen der Klasse der Anbietenden und der des Suchenden.
Während die kleine Minderheit der Besitzenden sich von der breiten Masse nimmt, wen sie mag; bleibt dieser Schicht nur das Hoffen auf eine Zusage.
Der Druck nimmt bei jeder Wohnung zu, was dazu führt, dass sich immer mehr Suchende zu einem Bund zusammenschließen, um selbst in die Klasse der Besitzenden aufzusteigen.
Aber auch das ist nicht so leicht, denn das Kapital einer Kaution für eine ganze Wohnung muss erstmals aufgetrieben sein.

Was bleibt ist also eine ausgebeutete Masse von Suchenden, die sowohl physisch als auch insbesondere psychisch angegriffen, sich buchstäblich die Klinke in die Hand gibt.
Und kein Hauch von Verbesserung ist in Sicht, was den armen Suchenden an den Rand der Existenzangst treiben kann.

Was will ich also damit sagen?
Dass ich verdammte scheiße noch immer keine Wohnung habe und ich mittlerweile mit genügend Leuten gesprochen habe, denen es genauso geht.
Man steht mehr vor den Wohnungstüren, als in den Wohnungen an sich. Adressen und Telefonnummern werden ausgetauscht; man wünscht sich Glück.

Ja sage mal, wo bin ich hier eigentlich gelandet?

Fuck.

Siehe Betreff.

Dienstag, 12. August 2008

Neues Lay out, neue IP-Nummer

Es gibt manche Dinge, die LiveJournal doch unter den Bloganbietern auszeichnen.
Zum Beispiel der LJ-Cut. Da kann man bestimmte Texte aus der öffentlichen Blog-Ansicht unter einem Link zusammenstreichen.
Wie ich jetzt darauf komme? Dazu später.

Zunächst einmal, ich bin da.
Berlin ist groß und ich bin klein.
Aber das wussten wir schon vorher.
In Berlin gibt es alles, das ist nicht die Frage.
Viel mehr wo verdammt nochmal alles steckt.
In dieser Hinsicht vermisse ich Düsseldorf, das war übersichtlicher und Meerbusch... das noch mehr.
Ansonsten geht es mir gut. Meine Internetabwesenheit ist hiermit offiziell beendet, ich habe das Passwort geknackt. Das war eine lange, lange Woche. Bin ich froh, dass ich die Tochter eines Admins bin.

Ich mache zur Zeit nicht viel, außer durch Berlin zu laufen und immer an Stellen, an denen ich noch nie war. Es ist faszinierend. Nur vier Anlaufstellen sind permanent:
1. Zehlendorf; Ich wohne in der Nähe und die Preise sind doch geringer als z.B. in Mitte. Kaufe dort meine Altagssachen; einen Stadtplan habe ich für 3.50 ergattert. Sehr hilfreich.
2. Hackescher Markt; Meine Verbindung zu den Ostbezirken. Dort tummeln sich die alternativen neurreichen Touristen... und ich. Dort gibt's den Addidasladen und AA. Und alles, was das Herz begehrt, das mehr Geld als ich in den Taschen hat.
Außerdem fährt dort meine S-Bahn. Eine, der zwei.
3. Schönhauser Allee; Prenzlauer Berg, Highlife. Bin dort wegen einer Wohnungsbesichtigung gelandet und habe mich zwar nicht verliebt, aber wenn ich schräge Vögel gucken will, dann geh ich dahin. Dort ist Individuellsein praktisch ein Fluch, ein wirkliches Szeneviertel wie man sich es vorstellt. Wenn man schlechte Laune hat, einfach die Kastanienallee hochgehen bis zum Rosenthalerplatz, dann geht et wieder.
4. Potsdammer Platz; Einfach zu erreichen mit Internetcafe. Die Wiese hinter D. Donuts war mein Reich, die hab ich nur mit dem Hundekot geteilt.

Und jetzt müsste man sich den LJ-cut vorstellen. Jetzt wird's nämlich so Möchtegern-Intellektuell-Langweilig. Aber das kennt man von mir. Manche Blogs sind damit gefüllt. Und manche Leute würden sagen, das sei das relevante, das andere Zeugs sei nur Egoistengeschwafel, wen interessiert das schon?
Ich weiß nicht. Ich finde jetzt beides nicht weltbedeutend. Ich veröffentliche es trotzdem. So ist das nämlich mit mir, ich Pseudo-Ego-Elle, ich.


In den Nächten mache ich Sachen, die ich schon immer machen wollte. Ansonsten war ich froh zu schlafen, jetzt kann ich beides, der Vorteil eines temporären Einsiedlers. Habe nun diesen Donna Leon Roman angefangen, den ich schon ewig lesen wollte, komme selbst gut voran und bei Saturdays bin ich, man glaubt es kaum, auch über den Flugzeugabsturz hinaus, die erste Szene in diesem Buch.
Habe mich eine Nacht auch mit meiner Musiksammlung beschäftigt, was daraus bestand einzelne Lieder in Ordner zu packen, umzubenennen oder einfach zu löschen. Habe im Rahmen dieser Tätigkeit Jens Friebe gefunden und mich nun einmal wirklich mit ihm beschäftigt bzw. ihm zugehört.
Jeu de Cons ist wirklich gut. Er benutzt das Spiel „Ich packe meinen Koffer“ (Titel halt) dort nicht nur als Metapher sondern setzt es auch sprachlich um, indem er einen Satz immer weiter ausbaut. Mit jedem neuen Satz erzeugt er eine neue Stimmung, macht Wendungen.
Aber das ist ein Einzelfall. Die restlichen Wortspiele finde ich zu gewollt. Es hört sich so bemüht anders an.
Das Spröde, was ich z.B. bei Kettcar liebe, ist bei Friebe einfach an der falschen Stelle. Manchmal wie z.B. bei neues Gesicht habe ich das Gefühl, dass man in einer melancholisch-kreativen Phase mit Zeit und einem Reimwörterbuch selbst so etwas auf die Beine stellen könnte.

Mag Selbstüberschätzung sein, aber das Gefühl gibt er mir. Die Musik ist nicht so schlecht wie ich es am Anfang gedacht habe. Eigentlich wird sie von Mal zu Mal besser, ist nun einmal ziemlich einfach gehalten, damit der Text im Fokus ist... und da wären wir wieder am Anfang.
Meins isser nicht.
Amen.

Freitag, 1. August 2008

Alles neu

Ich will abshaken, feiern, doch mein Teich ist zu klein.
Mir wächst 'ne neue Reihe Beisser wie bei 'nem weissen Hai.
Gewachst, gedopet, poliert, nagelneue Zähne.
Ich bin euphorisiert und habe teure Pläne.
Ich kaufe mir Baumaschinen, Bagger und Walzen und Kräne.
Stürze mich auf Berlin und drück auf die Sirene.