Montag, 3. März 2014

Die Kritik der Kritik der kritischen Reflexion; In kurz: Armes Deutschland

Thilo Sarrazin hat ein neues Buch geschrieben und erfüllt sich auf 388 Seiten den Traum endlich mal wieder etwas positives über sich selbst lesen zu können. "Der neue Tugendterror" ist ein typischer Vertreter des Genre Fortsetzungsroman. Du denkst, es geht nicht schlechter? Du irrst. 
Neu ist der Feind der 'links-liberalen Medienlandschaft', ein faktenverdrehendes Konglomerat von Geisteswissenschaftlern, die nur eines im Sinn hätten: Thilo mobben. 
Solch Unmenschen! Solch Terror-thiloisten! Und hier wäre auch ein Schlussstrich zu setzen, wäre da nicht etwas mit dem auch Sarrazähnchen nicht gerechnet hatte: Buchrezensionen. Wie können die nur???!!!?!, fragt sich der alltägliche Empathiker. Und beginnt zu lesen. 

Eins wird schnell deutlich, wenn man so durch die aktuellen Zeitungen blättert: So richtig versteht niemand, was dieses Buch denn jetzt so ganz soll. Dabei hätte es so schön sein können. Ein Buch über die Grenzen des Sag- und Denkbaren ohne eine einzige Foucault-Fußnote, das ist tatsächlich mal ne spannende Angelegenheit, aber dann ist der Autor eben doch Thilo Sarrazin und alles ganz langweilig und einfach:  
Auf der einen Seite stehen Menschen wie Thilo, auf der anderen die "linken" Tugendwächter, verkörpert in einer Mediendiktatur, die diese Menschen nicht zu Wort kommen lassen, so die Quintessenz der linken Mediendiktatur, die Menschen wie Thilo Sarrazin nicht zu Wort kommen lassen. 

Aber in einem hat Sarrazin doch Recht: Sarrazin-bashing ist der Hit. Tatsächlich fällt es schwer auch nur ein gutes Wort über das Buch zu finden. Argumentativ nicht schlüssig, mit hübschen Zahlen, aber die allein machen den Kohl auch nicht fett, dafür gebe es biographische Ergüsse, eigenwillige Geschichtsdeutungen, literarische Leere. Ein paar Wiederholungen aus "Deutschland schafft sich ab", viel Selbstmitleid. 

Vielleicht ärgert sich Sarrazin ja auch ein bisschen, dass sein Buch nicht ein paar Wochen früher erschienen ist. Denn was jetzt über den Terror der Gleichheit und Gleichmacherei gelesen werden kann, das hatte man auch schon bei Matussek ohne 23 Euro ausgegeben zu haben. Neu ist das also nicht, was Sarrazin schreibt. Neu ist auch Sarrazin nicht. Was für die Rezensionen übrig bleibt ist die Geschichte einer persönlichen Kränkung. Und auf die wird sich gestürzt:  ein "Ich-Buch" schreibt die Süddeutsche Zeitung oder eine "Krankenakte " wie im Freitag zu lesen.  Ein Provokateur, der nicht mehr provierzieren kann urteilen stern und spiegelBewusst missverstanden, getreten und gehetzt - Sarrazin das Opfer einer PC-Mediendiktatur. Schon wieder.

Als "Outlaw im Mittelpunkt" (konkret), als "Ungleichsapostel" (FAZ) oder ganz simpel als "Knallfrosch" (stern) betitelt, wird Sarrazin, und das ist das traurige an der ganzen Sache, nur Bestätigung für seine Medientheorie finden: So Hand in Hand laufen jungle world und FAZ selten den Strand entlang.

Ist das nun der Beweis für den "Meinungskonformismus" gegen den er sich kaum zu helfen weiß?

Wer nicht nur sporadisch die Zeitungen aufschlägt, hat gerade in den letzten Wochen immer wieder das lesen können, was sich vielleicht unter dem Begriff "Neue Rechte" zusammenfassen lässt. Warnungen vor dem Verfall irgendwelcher diffuser mal als christlich, mal als europäisch, seltenerer explizit als 'deutsch' gekennzeichneter Werte hat Hochkonjunktur. Sarrazins Werk(e) + Rezeption lassen sich 1zu1 in die gegenwärtigen Debatten über Homophobie, dem seltsamen Schulzirkus in Baden-Württemberg, der Wirtschaftskrise und Deutschlands Rolle in der Welt, ja auch auf Vergangenheitsdeutungen anwenden.  
Wer von Gleichheitswahn redet, müsste doch gerade hier ein immer wiederkehrendes Muster erkennen: Auf der einen Seite der sich selbstverklärende Held, der sich die Rolle des "einsamen Wolfs" gibt und als inszenierter Sprecher einer stummen Mehrheit dafür auf der anderen Seite auch die von ihm eingeforderte Beachtung bekommt. 

Dass diese sich allerdings selten in Applaus äußert wird dann als lautes Minderheitsgepöbel denunziert. Eine Argumentationsweise, die, möchte man jetzt nicht mit der altbewährten NPD anfangen, doch eigentlich besser in die Zeit des Kalten Krieges zu packen wäre: Kein "die Bolschewisten kommen", sondern ein verschwörerisches "die Bolschewisten sind schon längst unter uns" und das inform einer Diktatur von schwulen Fussballspielern, Umweltschützer, Genderfrauen, korrupten Journalisten und nicht zu vergessen, einer viel zu linken CDU, deren gemeingefährliches Ziel darin zu erkennen sei, dass sie unter dem Denkmantel der Gleichheit agieren. Klingt richtig gemeingefährlich, dieses Regime.
Was ist aus dem guten, alten "Liberté, Égalité, Fraternité"-Gebet jedes 'aufgeklärten Bürgers' geworden?

Was soll man daraus denn nun machen? Die Schultern wie Stern oder Spiegel zucken und sagen: Ach, die schon wieder? Da ist man plötzlich wieder gefangen in diesem Zwiespalt zwischen Ignorieren und Protestieren. Damit beschäftigt sich beispielsweise der Journalist Stefan Niggemeier in seinen Überlegungen wie mit Matussek denn nun umzugehen sei. 

Er spricht sich hier für ein Ignorieren aus, aber wie man an den Kommentaren auch verfolgen kann, bleibt da eine Skepsis. 
Ist man nicht schon längst an dem Punkt angelangt, an dem man sich zwangsweise fragen muss: Gibt es vielleicht nicht wirklich so eine stumme Mehrheit? Wer finanziert diese Bücher und Artikel? Wer ist das Publikum dieser selbsternannten Fürsprecher? Seit wann sind Rassisten nicht nur kleine picklige Dorfjungs, die gern mal jemanden zusammenschlagen, sich Hakenkreuze auf die Stirn tätowieren und mit Hitlergruß jeden morgen in den Supermarkt marschieren? Etwa schon immer? Gibt es etwa ein rechtes Problem in Deutschland? Selbst nach 1945? Aber es wird doch die Flagge zum Holocaust-Gedenktag schon auf Halbmast gesetzt, reicht das etwa nicht?

Ach quatsch. 

1 Kommentar:

Greg Andrin hat gesagt…

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